Diejenigen Bürger/innen, die in diesem Herbst das erste Mal an einer Bundestagswahl teilnehmen dürfen, kennen Politik fast nur im Krisenmodus. Eine Erfahrung, die nicht auf Deutschland begrenzt ist: Finanzmarkt-, Währungs-, Umwelt-, Vertreibungs- und Migrationskrisen sowie Gesundheitskrisen wie die Ebola-Epidemie und Corona-Pandemie sind Herausforderungen, die an Grenzen nicht haltmachen. Da neue Krisen beginnen, bevor alte ausgestanden sind, schränkt die Krisenreaktionspolitik die Gestaltungskapazitäten von politischen Akteur/innen erheblich ein. Derweil konkurrieren Versuche, Krisen differenziert zu managen, mit vermeintlich einfachen Lösungsansätzen. Gleichzeitig sind Krisen aber auch Gelegenheiten für Regierungen aller Regimetypen, sich zu profilieren und ihren Einfluss auszuweiten. Zweifelsohne hinterlassen eineinhalb Jahrzehnte im Krisenmodus Spuren in Politik und Gesellschaft, die auch für die Zukunft folgenreich sein werden.
Der DGfP-Workshop bietet die Gelegenheit, politikwissenschaftliche Erkenntnisse zu Politik in Krisenzeiten zusammenzutragen, die Forschungsvorhaben weiterzuentwickeln und daraus praxisrelevante Lehren zu ziehen.
Die Workshop-Beiträge können sich z. B. mit folgenden Fragen befassen:
• Wie haben politische Akteure auf nationaler und internationaler Ebene auf die vielfältigen Krisenherausforderungen reagiert?
• Welche Konsequenzen haben Krisen und deren Management für Governance-Strukturen?
• Welche normativen Implikationen ergeben sich für das Verständnis von Demokratie und Politik, wenn der Krisenmodus zum Dauerzustand wird?
Ziel des Workshops der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) ist es, die Breite unseres Faches abzubilden, um neue Perspektiven zur Erforschung von Krisen zu eröffnen und die eigene Denk- und Herangehensweise im breiteren Kontext der Politikwissenschaft zu reflektieren. Deshalb freuen wir uns über Beiträge aus der Politischen Theorie, der Vergleichenden Politikwissenschaft und den Internationalen Beziehungen. Die konzeptionelle Verankerung der Einreichungen wird dabei ebenso offengehalten wie die empirische Ausrichtung.
Fachkundige professorale Mitglieder der DGfP werden an dem Workshop teilnehmen, um die Beiträge zu kommentieren. Auch interessierte Gäste sind eingeladen. Die unmittelbare örtliche und zeitliche Verknüpfung mit der DGfP-Jahrestagung ist dieses Jahr aufgrund der Kontaktbeschränkungen leider nicht möglich. Dennoch können geeignete Beiträge wie üblich in den Band der DGfP-Jahrestagung 2021 zum Thema „Andere Welt – neue Politik?“, der im Nomos-Verlag erscheinen wird, aufgenommen werden.
Wir bitten alle Interessent/innen, bis zum 18. Mai 2021 einen Abstract von max. 500 Wörtern mit dem Thema eines möglichen Vortrags sowie einen Kurzlebenslauf (1 Seite) per E-Mail an beide Or-ganisator/innen zu schicken. Bis Ende Mai werden wir eine Auswahl treffen und die Einsender/innen informieren.
Wir freuen uns auf eine rege Beteiligung und stehen für Rückfragen gerne zur Verfügung!

Hannah Schnier, HSU/UniBw Hamburg, Internationale Sicherheitspolitik und Konfliktforschung
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Martin Klausch, DGfP-Geschäftsführer; HSU/UniBw Hamburg, Vergleichende Regierungslehre
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