In Anlehnung an das Thema der 40. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) „Politikwissenschaft in der Zeitenwende“, befasst sich die diesjährige DGfP-Graduiertentagung (ebenfalls ausgerichtet an der Humboldt-Universität zu Berlin) mit den Auswirkungen der „Zeitenwende“ in Internationalen Organisationen (IOs):

Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat zahlreiche IOs vor erhebliche (teilweise neue) Herausforderungen gestellt. Strategien zur Umsetzung von Zielen zur Bewältigung globaler Anforderungen müssen angesichts der veränderten internationalen Rahmenbedingungen in vielfältiger Hinsicht anders bewertet, neu justiert und verhandelt werden. Dies betrifft sowohl die zunehmende Kluft zwischen Demokratien und Autokratien in IOs als auch die Herangehensweise an verschiedene Politikfelder. Auch wenn seit Jahren diskutiert wird, inwiefern sich die globale Ordnung in einem Werte-Wettbewerb befindet, sie beispielsweise als multipolar oder „mulitplex“ (Acharya) bezeichnet werden kann und welche Auswirkungen diese Entwicklungen auf die Performance von IOs haben, so ist die Zäsur des Krieges gegen die Ukraine bzw. der Zeitenwende doch neuartig, da sie bisherige Leistungsprofile von IOs noch erheblicher infrage stellt.

Einzureichende Paper-Abstracts können sich mit folgenden Fragen befassen

  • Welche Auswirkungen hat die Zäsur des Krieges auf das Agieren von IOs in Politikfeldern wie Sicherheit, Demokratie, Menschenrechte, Handel und Klimaschutz?
  • Wie haben sich die Konzeptualisierungen der kollektiven Sicherheit in den IOs entwickelt?
  • Wie haben sich Framings in IOs zu Demokratie, Sicherheit und Menschenrechten gewandelt?
  • Welche Unterschiede lassen sich zwischen IOs in verschiedenen Weltregionen erkennen?
  • Gibt es ein neuartiges Wettbewerbs-Setting zwischen IOs?
  • Gibt es eine Stärkung autokratischer Kooperation und eine Schwächung demokratischen Zusammenhalts in IOs?

Auch weitere verwandte Themen sind willkommen!

Die Tagung findet am 23. Juni, 9.00 – 12.30 in Berlin (Humboldt-Universität) statt. Reise-, Übernachtungs- und Tagungskosten werden übernommen. Vortragende der Graduiertentagung sind herzlich eingeladen an der DGfP-Jubiläumstagung im Anschluss teilzunehmen (inklusive Festakt und Buchpreisverleihung, gesondertes Programm anbei).

Wir bitten Interessierte, einen Paper-Abstract von 200 Wörtern bis zum 19.5.2023 an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! zu senden. Abstract und Paper können auf Deutsch oder Englisch verfasst sein. Zusagen werden bis zum 23. Mai 2023 verschickt. Jedes Paper wird durch eine/n Diskutant/in kommentiert. Für inhaltliche Nachfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

 

Lea Konrad M.A. 

Wissenschaftliche Mitarbeiterin 

Professur für Internationale Integration, Justus-Liebig-Universität Gießen

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& Fabian Schöppner M.A.

Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Professur für Internationale Integration, Justus-Liebig-Universität Gießen

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Am 3. Januar 2023 verstarb der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Werner Link. Sein Wirken hat besondere Bedeutung für unser Fach und unsere Fachgesellschaft. Link engagierte sich in vielen Bereichen und verschiedenen Funktionen für die Politikwissenschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Für uns, als Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft, hat sein Wirken in unserem Gründungsvorstand besondere Bedeutung. Er wurde 1983 als Vorsitzender des Gründungsvorstands gewählt. Mit großem Einsatz gab er über Jahrzehnte wichtige Impulse für die Entwicklung des Faches und der DGfP. Link studierte Politikwissenschaft, Germanistik und Geschichte in Marburg und Berlin. 1961 wurde er in Marburg promoviert, 1970 habilitierte er sich an der Universität Mannheim mit einer Arbeit über die amerikanische Stabilisierungspolitik in Deutschland während der Weimarer Republik. Das Hauptaugenmerk seiner Forschung richtete sich in den folgenden Jahrzehnten auf die internationalen Beziehungen, insbesondere auf die Struktur des internationalen Systems und das Verhältnis zwischen Europa und den Vereinigten Staaten in einer multipolaren Weltordnung. Er bekleidete Professuren an den Universitäten Marburg, Kassel und Trier, bevor er 1990 an die Universität Köln wechselte. Die DGfP wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Die Deutsche Gesellschaft für Politikwissenschaft (DGfP) und die Stiftung Wissenschaft und Demokratie (SW&D) zeichnenOliverEberls Buch „Naturzustand und Barbarei. Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus.“ (Hamburger Edition, 2021) für das Jahr 2022 mit dem Preis „Das politikwissenschaftliche Buch“ aus.

Gießen/Kiel. Zum zweiten Mal vergeben die DGfP und die SW&D gemeinsam den Preis „Das politikwissenschaftliche Buch“. Die Buchpreis-Jury wählte aus allen Einsendungen Oliver Eberls Buch „Naturzustand und Barbarei. Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus“ für diesen Preis aus.

Bei dieser äußerst dichten Habilitationsschrift des Darmstädter Politikwissenschaftlers handelt es sich um eine klassische ideengeschichtliche Arbeit, die zugleich Anknüpfungspunkte an aktuelle Forschungsdiskurse anderer (Sub-)Disziplinen der Politikwissenschaft bietet und damit breitere Diskursräume öffnet.

So augenscheinlich es sein mag, dass die Vorstellung von „Barbarei“ in der europäischen Geschichte mit dem Kolonialismus eng verbunden war, legt Eberls Buch indes dar, wie auch im „Naturzustand“ – als scheinbar neutralem Zwillingsausdruck der politischen Theoriesprache vertragstheoretischer Staatsbegründung – problematische koloniale Denkmuster fortleben. Damit löst er nicht nur seinen hohen und zweifelsohne zeitgemäßen theoretischen Anspruch ein, die politische Theorie zu dekolonisieren. Mit seinem elegant formulierten Buch, das die ebenso einnehmende wie exakte Phantasie ideenhistorischer Erzählkunst mit gründlicher systematischer Analyse bestens verbindet, liefert Eberl einen substanziellen Beitrag, der – so die Überzeugung der Jury – zu einem Referenzpunkt in der aktuellen, öffentlich und teils kontrovers geführten Debatte werden wird.

Die Preisverleihung findet während der Jubiläumstagung zum 40-jährigen Bestehen der DGfP am 23. und 24. Juni 2023 in Berlin statt.

Am 07. Und 08. Juli 2023 fand nach der Coronapause wieder eine analoge Konferenz in Tutzing unter dem Titel „Zukunftsfähigkeit demokratischen Regierens“ statt.